
Aus meinem Küchenfenster richtet sich mein Blick täglich in den Nachbarhof. Dort steht ein alter Baum, der in das Kleid von Efeu gehüllt ist. Darunter spielen Kinder, grillen die Anwohner, hängt Wäsche zum Trocknen. Der Weg zur Arbeit oder zur Schule führt die Anwohner täglich an dem Baum vorbei. Diese Bilder erinnerten mich an ein Lied, dass ich vor vielen Jahren mit Kinder sang. "Ich bin der Baum, vor deinem Haus. Weit breite ich meine Blätter aus".
Ein Ort an dem die Kinder Natur erleben können. Ich denke es hat Wert den Baum zu begleiten.
Dieses Bild entstand im April und zeigt einen Baum, der tatsächlich vor meinem Küchenfenster steht. Er ist Teil meines Alltags – ich sehe ihn jeden Morgen, wenn ich in die Küche komme. Er begleitet mich durch den Tag, bei Kaffee, beim Arbeiten, beim Nachdenken. Über die Jahre ist er für mich zu einem stillen Begleiter geworden – ein Symbol für Ruhe, Beständigkeit und Verbindung zur Natur.
Die Darstellung ist bewusst nicht realistisch. Der Stamm erscheint in Blau- und Grüntönen, die Äste in Rot und Braun. Diese Farben stehen für die vielen Rollen, die dieser Baum für mich einnimmt: als Beobachter, als Kraftquelle, als stiller Coach. Die gelben Linien auf der rechten Seite setzen einen Kontrast zur organischen Form des Baumes. Sie erinnern an äußere Einflüsse – an Stadt, Technik, Klimaveränderung – und stehen für die Spannung zwischen Natur und menschlichem Eingriff.
Die offenen, ineinanderfließenden Flächen des Aquarells spiegeln die Durchlässigkeit und Verletzlichkeit des Baumes wider. Es gibt keine klaren Grenzen – so wie auch die Beziehung zwischen Mensch und Natur nicht starr ist, sondern sich ständig verändert.
Dieses Bild ist Teil eines künstlerischen Prozesses, in dem ich meine persönliche Beziehung zu diesem Baum sichtbar mache – und gleichzeitig auf die Bedrohungen hinweise, denen er ausgesetzt ist. Es ist keine naturgetreue Darstellung, sondern eine Haltung in Farbe.